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J. M. W. Turner: Schatten und Dunkelheit (1843)

1843

completed

1994

stolen

78

longest side (cm)

13

est. value ($ mill.)

Joseph Mallord William Turner

J. M. W. Turners Ölgemälde “Schatten und Dunkelheit – der Abend nach der Sintflut” ist 1843 entstanden. Das Gemälde besitzt die Maße 78,7 cm x 78,1 cm. Der Künstler Joseph Mallord William Turner gilt als Meister seiner Zeit im Erstellen von Ölgemälden und Aquarellen. Durch seine künstlerische Produktivität erlangte die Landschaftsmalerei ähnlich große Bedeutung wie die historische Malerei. Das Gemälde Shade and Darkness – the Evening of the Deluge hat einen Wert von mind. 13 Mio. Euro. Die Sammlung Turners war eine der Hauptsammlungen der Tate Gallery, ohne die sie niemals so groß geworden wäre wie sie heute ist. Durch den Raub von Turners “Schatten und Dunkelheit” erhielt die Tate Gallery einen zusätzlichen Gewinn von mehreren Millionen Pfund, mit denen sie ihren Anbau finanzierte.

Beschreibung des Gemäldes “Schatten und Dunkelheit – der Abend nach der Sintflut” von J. M. W. Turner

Das Gemälde “Shade and Darkness – the Evening of the Deluge” von J. M. W. Turner zeigt auf abstrakte Art eine Landschaft. Man sieht mittig einen Horizont, der das Gemälde in Himmel und Erde teilt. Das dargestellte Licht ist kreisförmig und wirkt dadurch intensiv, geradezu hypnotisch. Wie in Caspar David Friedrichs Gemälde “Nebelschwaden” sind auch hier Vogelschwärme in den Wolken dargestellt. Die Landschaft ist so abstrakt gemalt, dass sie viel Freiraum für Phantasie und eigene Assoziationen lässt.

Der Kunstraub von J. M. W. Turners “Schatten und Dunkelheit”

Im Rahmen der Ausstellung “Goethe und die Kunst” in der Kunsthalle Schirn in Frankfurt wurden am 28. Juli 1994 drei Ölgemälde aus der Zeit der Romantik gestohlen: Caspar David Friedrichs “Nebelschwaden”, J. M. Turners “Schatten und Dunkelheit – der Abend nach der Sintflut” und “Light and Colour (Licht und Farbe)”. Das Gemälde von Caspar David Friedrich war eine Leihgabe der Kunsthalle Hamburg, die beiden Turner-Gemälde eine Leihgabe der Londoner Tate Gallery.

Drei Männer haben sich in der Nacht zum 28. Juli 1994 in der Kunsthalle Schirn einschließen lassen und überwältigten in der Nacht einen Wachmann. Anschließend nahmen sie die drei Gemälde von der Wand und verschwanden mit den zusammen mind. 50 Mio. D-Mark wertvollen Kunstwerken. Wenige Tage später werden am Tatort dank Fingerabdrücken zwei Diebe gefasst. Sie geben jedoch den Aufenthalt der Gemälde nicht preis. 1999 wurden sie mit Haftstrafen von acht und elf Jahren verurteilt.

Gemälde gestohlen, Versicherung zahlt

Wer nun denkt, dass dieser spektakuläre Raub und Aufklärung abgeschlossen ist, der irrt. Denn das eigentliche Krimi begann erst jetzt. Durch die verurteilten Kunstdiebe führte die Spur zu einem jugoslawischen Mafia-Boss mit dem Namen Stevo aus dem Clan von Rade „Centa“ Caldovic, der wiederum 1997 bei einer Schießerei ums Leben kam. Stevo versuchte die Kunstwerke an einen Unterweltboss in Marbella zu verkaufen, konnte sich angeblich jedoch nicht über den Preis einigen. Ein Jahr nach dem spektakulären Raub setzte die Frankfurter Polizei verdeckte Ermittler ein, die als Käufer mit einem Unterhändler Stevos Kontakt aufnahmen. Doch der Deal scheiterte: Der Unterhändler verdoppelte überraschenderweise die geforderte Summe kurz vor der Übergabe. Als Stevo schließlich als Drahtzieher des Schirner Kunstraubs gefasst werden konnte, gab es nicht genug Beweise für eine Verhaftung. Der Fall wurde geschlossen und die Versicherungen zahlten den Verlust der Gemälde an die Museen: 24 Millionen Pfund wurde der Tate Gallery wegen der zwei gestohlenen Gemälde Turners von der Hiscox Versicherungsgruppe ausgezahlt, und 3,4 Millionen D-Mark zahlte die AXA Versicherung an die Hamburger Kunsthalle für das gestohlene Gemälde Friedrichs.

Operation Cobalt: Tate Gallery, serbische Mafia und Scotland Yard

Nach der gescheiterten Übergabe wurde die Tate Gallery nun selbst aktiv. Mit Hilfe von Scotland Yard wurde eine Spezialeinheit mit dem Decknamen “Cobalt” gegründet. Der Anwalt Stevos, Edgar Liebrucks, hatte gute Kontakte zur jugoslawischen Unterwelt. Er erhielt Ende 1999 den Auftrag, Kontakt mit den Hehlern aufzunehmen, um die gestohlenen Gemälde wiederzubeschaffen. Nach erfolgreichem Kontakt mit den Hehlern einigte man sich auf einen Preis von insgesamt fünf Mio. D-Mark. Im Juli 2000 sollte die Übergabe des ersten gestohlenen Gemäldes stattfinden – für eine Erstsumme von einer Mio. D-Mark. Doch kurz vor Abschluss verlangte Stevo das Doppelte – zwei Mio. D-Mark. Anwalt Liebrucks, der nur eine Million zur Verfügung hatte, gab aus eigener Tasche eine weitere Million D-Mark hinzu. “Schatten und Dunkelheit – der Abend nach der Sintflut” ging 2000 wieder in den Besitz der Tate Gallery über.

Die weitere Verhandlung Liebrucks mit Stevo geriet nun ins Stocken, da der Frankfurter Mafiaboss als Vorbestrafter kalte Füße bekam. Im Herbst 2002 wurde Liebrucks von zwei Männern kontaktiert, die behaupteten, die beiden noch vermissten Gemälde zu besitzen. Sie waren offen für ein Geschäft. Anscheinend handelten die Männer auf eigene Faust, ohne Stevo zu informieren. Die Londoner Tate Gallery kaufte erneut mit Hilfe von Liebrucks nun das zweite Gemälde “Light and Colour” von Turner für zwei Millionen D-Mark zurück. Liebrucks erhielt ein zusätzliches “Finderlohn” von der Tate Gallery für die geglückte Übergabe beider Turner Gemälde. Im Dezember 2002 war das Kunstwerk wieder in den Händen des Londoner Museums.

Für die Tate Gallery gab es ein weiteres Glück: Sie vereinbarten mit der Hiscox Versicherung kurz nach dem Diebstahl eine Sonderregelung über 8 Mio. Pfund, die es ihnen im Falle einer Wiedererlangung der gestohlenen Turner Gemälde ermöglichte, die bereits bezahlte Versicherungssumme zu behalten. Somit “erwirtschaftete” die Tate Gallery einen Gewinn von etwa 15 Mio. Pfund, mit denen sie ihren neuen Anbau finanzierte. Für das Londoner Museum war die Odyssee der gestohlenen Turner-Gemälde abgeschlossen, für die Kunsthalle Hamburg jedoch noch nicht.